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Die Verträge für Bucherbach 2024 sind in Arbeit. Weitere Interessenten sind gerne gesehen.
Auf ein gutes Jahr 2024!!!

Die CD des Abschiedskonzerts von Theoderich Nemmersatt und kann hier geordert werden.

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n.V.: Schaukampf auf der Burg

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25.04.: Führung auf Burg Dagstuhl
27.04.: Gartenlager
: Führung auf Burg Dagstuhl
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: Führung auf Burg Dagstuhl
23.06.: Führung auf der Liebenburg
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07.07.: Führung auf der Liebenburg
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Hinweise und Tips zu Stoffen

Begonnen von Dennis, 27. November 2006, 04:00:21

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Dennis

Ich eröffne diesen Thread, um hier verschiedenste Tips und Hinweise zu Stoffen zu sammeln. Natürlich auch im Hinblick auf einen Artikel zur Textilkunde für unsere Homepage, an dem ich gerade arbeite - was mir sinnvoll erscheint würde ich mit Zustimmung des Autors übernehmen.
Die Sammlung hier soll aber gerne weitgefasst sein, also meinetwegen von "wie entferne ich Senfflecken aus meiner Tunika" bis hin zu "welche Garnstärken gab es um 1287". Ich bitte um Beteiligung, wenn ihr etwas wisst, wovon ihr glaubt, daß andere davon profitieren könnten! Lediglich zu Stoffarben würde ich empfehlen im Pflanzenfarben-Thread zu posten. (Sollte vielleicht besser in "Naturfarben" umbenannt werden...)

Ich fange mal mit einem (zumindest für mich) praktischen Tip an.

Webart von verfilzten/gewalkten Wollstoffen herausfinden
Hat man einen derartigen Wollstoff vor sich erkennt man meist kaum mehr als ein uniformes Tuch ohne gröbere Struktur - gerade bei moderneren Stoffen, wo man ja nicht die einzelnen Fäden sehen will. Das Problem stellte sich mir heute, da ich vor einiger Zeit einen Wollstoff "auf Verdacht" kaufte und nun wissen wollte, welche Webart vorlag. Erkennbar war von aussen nichts. Abhilfe schafft hier bei Wollstoffen ein Bad in Chlorbleiche, die tierische Fasern angreift - natürlich nur mit einem Teststück. Während die in der Tiefe des Stoffes vorhandenen Garnfäden ein solches Bad geschwächt, aber noch zusammenhängend überstehen vernichtet die Bleiche die durch Walken oder Filzen locker zusammenhängenden äußeren Schichten und legt so die Struktur frei. In meinem Fall hat sich dies besonders gelohnt - was von Aussen wie eine (gerade) Schnittkante aussah entpuppte sich als Webkante eines möglicherweise handgewebten Stoffes.
Während es übrigens schon im Mittelalter viele verschiedene Webarten gab liegt man mit einem Wollstoff in Köper- oder auch Tuch- (bzw. "Leinwand"-)bindung eigentlich immer richtig - wer will kann ja mal eine Stoffprobe vor dem Kauf des dicken (Mantel-)stoffes auf diese Art überprüfen.

(Es folgen noch zu den Tips Beispielphotos, sowie eine kleine Webartkunde)
Zwei Wahrheiten können sich nicht widersprechen - Galileo Galilei
Wer immer nur tut, was er schon kann, bleibt immer nur das, was er schon ist. - Henry Ford I.
Wenn Wissen Probleme macht können wir diese nicht durch Unwissenheit lösen - Isaac Aasimov

Dennis

#1
Erkennen von handgewebten Stoffen
Ob ein Stoff von Hand oder maschinell gewebt wurde ist natürlich nicht mit absoluter Bestimtheit zu erkennen. Man kann sich aber zumindest einige Hinweise zunutze machen:
  • Grob vs. fein: Ist leider überhaupt kein Kriterium. Daß handgewebte bzw. mittelalterliche Stoffe alle grob sein mussten ist jedenfalls ein Mythos. Um einen Händler, der grobe Ware mit diesem Argument als Handarbeit anpreist würde ich einen Bogen machen. Andererseits mag man ein Schnäppchen machen, wenn eben mal gröbere Handarbeit unwissentlich als "schlechter Stoff" billig verkauft wird.
  • Webkanten: Moderner, maschinell hergestellter Stoff besitzt an seinen Seiten gut erkennbare Webkanten, oft mit darin verwobenen andersfarbigen Fäden und bis zu 1cm breit. Bei handgewebten Stoffen fehlen diese, man sieht allenfalls eine winzige Verdickung wo der Schussfaden in die nächste Reihe überwechselt.
  • Spuren der Maschine: Wird beim Weben von Hand der Stoff am Ende lediglich aufgerollt, muß eine industrielle Maschine den Stoff oft noch weit transportieren. Dazu wird der Stoff - so vermute ich - mit Nadeln, Zahnrädern o.ä. gegriffen. Die Spuren hiervon lassen sich gerade bei dünneren Stoffen am Rand noch sehen (winzige Löcher).
  • Unregelmäßigkeiten: Ist wie die Feinheit kein Kriterium. Verdickungen im verwobenen Garn können auch in industriell gesponnenem Garn auftreten (und tun es auch!) - genau wie im Garn einer schlechten Spinnerin.
  • Webbreite: Grundsätzlich ist es - gerade mit Hochwebstühlen - kein Problem, fast beliebige Stoffbreiten zu weben. Bei den aber seit dem Hochmittelalter und noch bis vor 100 Jahren verbreiteten Trittwebstühlen arbeitete man mit festen Stoffbreiten, meist zwischen 60 und 80 cm. Alte Stoffe dieser Breite sind oft handgewebt. Industriell gefertigte, moderne Stoffe (abgesehen von Seide) besitzen dagegen fast immer Stoffbreiten um 1,40 - 1,50m. Kauft man also z.B. altes Aussteuerleinen, so sollte man darauf achten, ob ein Tisch- oder Bettuch eine Mittelnaht hat, die die schmalen Stoffbahnen zu einem großen Tuch verbinden.
  • Vertrauen: Wahrscheinlich immer noch das beste Kriterium. Wie bei so vielen Dingen im Bereich Mittelalter sollte man auch handgewebte Stoffe nur von einem Händler abnehmen, dem man vertraut. Es schadet sicher nicht, einige Fragen zur Webtechnik parat zu haben, um den Händler auf die Probe zu stellen...
Zwei Wahrheiten können sich nicht widersprechen - Galileo Galilei
Wer immer nur tut, was er schon kann, bleibt immer nur das, was er schon ist. - Henry Ford I.
Wenn Wissen Probleme macht können wir diese nicht durch Unwissenheit lösen - Isaac Aasimov

Dennis

#2
Der Faser-Schnelltest
Möglicherweise hat man mal einen Stoff erworben, ohne dessen genaue Zusammensetzung zu kennen. Ist es ein Baumwollflausch, Synthetik oder doch reine Schurwolle? Als "Schnelltest" hat sich folgendes als halbwegs verlässlich erwiesen: Eine kleine Stoffprobe (ggf. genügt ein Faden) anzünden. Je nach stoffart brennt der Stoff anders und/oder hinterlässt andere Rückstände.
  • Wolle ist nur sehr schwer zum Brennen zu bewegen. Erlischt das Teststück sobald man das Feuerzeug wegzieht ist dies ein Hinweis auf einen sehr hohen Wollanteil. Der Geruch beim Verbrennen ist der von verbrannten Haaren (denkt vielleicht an einen alten Haarfön). Rauch ist nicht oder kaum vorhanden, dann aber hell. Die schwarzen Rückstände sind klumpig und hart, wirken fast wie Plastik.
  • Wolle/Synthetik-Gemisch brennt leichter, schon bei geringem Synthetikanteil ist nach dem Wegziehen der Feueruelle eine unregelmässige Flamme zu sehen. Der Geruch schlägt mit zunehmenden Beimischungen von verbranntem Haar zu verbranntem Plastik um. Die Rückstände sind eher staubig-russig als verklumpt.
  • Synthetische Stoffe (Speziell Polyester) brennen schnell, während und schon vor dem Verbrennen kann man sehen, wie sich der Stoff verformt. Im Gegensatz zu den Naturfasern gibt die Verbrennung schwarzen Rauch ab. Der Geruch ist der von verbrennendem Plastik. Nach kurzer Zeit fallen Tropfen heissen Kunststoffs herab. Die Rückstände sind schwarz und klebrig und ziehen direkt nach dem Verbrennen lange Fäden.
  • Baumwolle und Leinen brennen sehr leicht, brennen nach dem Anzünden lange weiter, aber eher als ein "Schwelbrand" statt mit großer Flamme. Nach dem Löschen der Flamme glüht der Stoff noch eine zeitlang nach. Der Geruch ist mit brennendem Holz oder Papier vergleichbar - beide Fasern bestehen eben aus Zellstoff. Rauch ist nicht oder kaum vorhanden, dann aber hell. Der Rückstand der Verbrennung ist Asche, die beim verbrennen hinabfällt. Durch Verbrennen sind beide Fasern leider nicht auseinanderzuhalten. Hier hilft eine andere Methode: Den Stoff mit viel Druck knicken, und das gleiche mit einem (bekannten und in der Verarbeitung ähnlichen) Leinen- oder Baumwollstoff tun. Der Knick bleibt bei einem Leinenstoff besser erhalten und ist weit schwerer wieder herauszubekommen.
  • Seide Kann die Verbrennung etwas länger als die andere tierische Faser - Wolle - aufrechterhalten, was aber sicher an der generellen Feinheit von Seidenfäden liegt. Der Geruch ist (für meine Nase) der von verbrannten Insekten. Die Rückstände sind wie bei der Wolle keine Asche, sondern schwarze Klumpen, die aber im Gegensatz zu denen der Wolle leicht zu zerreiben sind.
(Hieraus ergibt sich übrigens eine ganz interessante Begebenheit: Mit Stoffen aus reiner Wolle ist man am Lagerfeuer sehr gut vor Funken o.ä. geschützt, mit reinem Polyester dagegen eine Gefahr für's Lager.)
Zwei Wahrheiten können sich nicht widersprechen - Galileo Galilei
Wer immer nur tut, was er schon kann, bleibt immer nur das, was er schon ist. - Henry Ford I.
Wenn Wissen Probleme macht können wir diese nicht durch Unwissenheit lösen - Isaac Aasimov

Advocatus

Ich kann euch da nur das Gewandungstreffen bei einem ehemaligen Webmeister der Textilindustrie in Hattenheim ans Herz legen. Dortt kann und wird 2 mal im Jahr über webtechniken, Stoffarten, nähtechniken und aktuelle Projekte und Forschungen gesprochen und referiert. Man kann sich dort mit anderen Interessierten vom Lapie bis zum Hardcore - reenactor in gepflegter und angenehmer Athmosphäre austauschen und sich auch mal neue Denkanstöße Informationen und Ideen holen . Das nächste Mal ist meines Wissen im Februar.  Wenn ich genaueres weiss ,sag ich auf jeden Fall Bescheid.

Gruß
Nikolaus
si deus nobiscum - quis contra?

Wenn Gott auf unserer Seite ist, wer kann schon gegen uns bestehen?

www.vogtvonhunolstein.de

Von unten betrachtet wirkt Niveau immer wie Arroganz!  (Author: Unknown)   http://s6.bitefight.de/c.php?uid=14305

SModLudwig (Nikolaus von Rittenhofen - Giacomo)

Es handelt sich um das Gewandstudio Widmann, die uns schon öfter eingeladen haben.
Supermoderator, Chef und Prügelknabe...